6 Monate in den Highlands

Hallo und willkommen zurück auf meinem Blog!

Die Tage nachdem ich aus Glasgow zurück gekommen bin waren sehr vollgepackt und ich habe mich Abends einfach nicht mehr motiviert gefühlt irgendetwas zu schreiben, aber jetzt geht's kommt endlich der Eintrag über meine Tage in Glasgow:

Glasgow, die Stadt am River Clyde, größte Stadt in Schottland, 600.000 Einwohner. Eine Stadt, die durch den Schiffbau vor 100 Jahren die zweitwichtigste Stadt des Empires wurde. Eine Stadt, die heute, wie ich finde, nur so von Unterschieden strotz!

Aber bevor ich damit anfange stelle ich euch erstmal das Hostel vor in dem ich geschlafen habe.

Also dieses mal war der Aufenthalt echt angenehm. Es war immer schön warm, die Küche war sauber, die Dusche war okay und ich habe nur in einem 4-er-Schlafraum geschlafen. Kann's wärmstens weiter empfehlen, für den Preis echt top! :) Einziger Negativpunkt: man kann erst ab 14 Uhr einchecken, daher bin ich Samstags erstmal noch ewig mit meinem ganzen Gepäck rummarschiert.

Nach der Ankunft bin ich relativ direkt in den Hop-On-Hop-Off-Bus gestiegen und wollte die East-Side erkunden.

Als erstes habe ich mir die Kathedrale und die Necropolis, einen viktorianischen Friedhof angeschaut. In der Kathedrale konnte man wunderschöne, detailreiche Fenster bestaunen, so auch eins von Adam und Eva.

Dann habe ich mir den super tollen Barras-Markt angeschaut, aber ach du Schande, als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, wäre ich am liebsten gleich nochmal eingestiegen, weil der Markt sah ranziger und heruntergekommener aus als ein Markt im allerletzten Land der Erde:

Der Markt schrie halt echt, wie ganz viele Ecken Glasgows: "Hey vor 100 Jahren war ich voll beliebt und voll cool! Vor 100 Jahren war ich der schönste Markt Schottlands!" WAR. Und ehrlich gesagt finde ich das ganz schön traurig, dass viele Ecken Glasgows komplett heruntergekommen sind.

Jetzt mal ein krasser Vergleich: Danach war ich im Peoples Palace, einem Museum über das Leben in Glasgow und etwas moderne Kunst:

Nur wenige Straßen weiter findet man dann das übelst bonzige Gebäude.

Als ich das dann auch von meiner Glasgow-Liste abgehakt habe wollte ich nochmal zurück zum Bus. Da habe ich dann 2 Mädels in meinem Alter mit ihrer Mutter kennen gelernt. Die Familie kam aus Saudi Arabien, die 2 Mädels studieren zurzeit in Edinburgh und ihre Mutter hat sie dort besucht. Und die waren soooooo nett! Wir haben nur so gequatscht und dann haben sie mich plötzlich gefragt, ob ich nicht mit ihnen zusammen zu Abend essen gehen wollte. Wir sind dann zum Griechen, wo die Mutti verschiedene Vorspeisen (Hummus, Spinatküchlein und Calamari) für uns alle zum Teilen bestellt hat, was ich schonmal super nett fand. Dann zum Hauptgericht habe ich mir einen Lamm-Souflaki mit Ofenkartoffeln und gemischtem Salat bestellt. Als Dessert haben wir uns dann noch Baklava geteilt, das aber leider nicht so lecker war, und die Mutter hat auch für mich noch Tee mitbestellt. Und dann ganz am Ende hat sie einfach alles, auch mein Hauptgericht, obwohl ich gesagt hab, dass ich wenigstens das gerne bezahlen würde, bezahlt! Manche Menschen sind einfach so übernett, dass gibt's gar nicht.

Eine von den 2 Mädels hat mir dann sogar noch angeboten, dass ich doch nochmal nach Edinburgh kommen sollte wenn da die ganzen Sommerfeste sind. Super nett!

Danach bin ich zurück ins Hostel und habe mich dort in die Küche gesetzt und gechillt. Da sind dann 4 deutsche Mädels reingekommen und haben sich mit ihren Sandwiches zu mir an den Tisch gesellt. Die wussten natürlich nicht das ich Deutsch bin und haben ganz unschuldig gelabert. Bis dann eine Pause entstand, weil alle am Kauen waren und ich eiskalt in die Runde rein gefragt habe: "Un', wie lange seid ihr schon hier?" Die haben mich mal erschreckt und verblüfft angestarrt 😀 Made my day!! Ich war dann mit 2 von denen Abends noch in einem Pub und ich bin mit denen am nächsten Morgen zusammen frühstücken gegangen.

Mein erstes richtiges schottisches Frühstück.

Ja, ich weiß, ich bin schon seit 5 Monaten (okay ich war doch erstaunt, weil ich wirklich schon seit 5 Monaten hier bin! Kaum zu fassen!) hier, aber ich hatte noch nie ein schottisches Frühstück, einfach weil's mich jetzt auch nicht soooo gereizt hat. Habe mal ein Foto für euch gemacht (musste ich leider ja löschen, aber die Beschreibung gibt's hier immer noch):

1. Roasted Bacon: Ja das kennen wir alle, einfach normal gebratener Schinken.
2. Baked Beans: Darüber habe ich auch schon berichtet. Bohnen in Tomatensoße.
3. Fried Egg
und jetzt die unteren drei typisch schottischen Dinge, von Links nach rechts:
4. Potato Scone: Eine Art Toast aus Kartoffeln, sehr fein
5. Black Pudding: extrem knusprig schwarz gebratene Blutwurst
6. Lorne Sausage: ein quadratförmiges Stück gebratene grobe Wurst.
Ich fand's ganz lecker, ist jetzt aber nicht so ganz mein Ding für's Frühstück. Da mag ich doch Nutella lieber :D Wobei ich ja mittlerweile echt ein richtiger Porridgefan geworden bin, aber unbedingt süß und nicht salzig!

Für den Sonntag habe ich mir dann vorgenommen die West-Side Glasgow's zu erkunden.

Angefangen habe ich das Tall Ship, ein über 100 Jahre altem Schiff, dass alle Weltmeere bereist hat, das Kap der guten Hoffnung mehrere Male umsegelt hat, besucht. Zunächst war es ein großbritannisches Handelsschiff, wurde dann aber irgendwann an Spanien als Trainingsschiff verkauft und die haben es extrem herunterkommen lassen, bis Großbritannien das Schiff in den 90ern wieder zurückgekauft und restauriert hat.

Mein nächstes Ziel war das Kelvigrove Museum, unter anderem weil dort ein Gemälde von Dali ausgestellt wird.

Ein wirklich ganz tolles Gebäude mit viele großartigen Kunstwerken und anderen Ausstellungsstücken! Hier das Gemälde von Dali:

 Also ich hätte das wirklich stundenlang angucken können, weil die Dimension darin für mich einfach so faszinierend und verwirrend zugleich ist... Einfach fantastisch!

Direkt nebenan findet man die schöne mittelalterliche Universität Glasgows, wo man sich dank alter, verschnörkelter Gebäude direkt wieder ein bisschen nach Hogwarts versetzt fühlt.

Gegenüber steht das Mackintosh-Haus, ein Nachbau mit Original Möbeln, der zeigt wie der berühmte Architekt des Art Nouveau Styles Charles Rennie Mackintosh mit seiner Frau Margaret MacDonald gelebt hat. Leider durfte ich dort keine Bilder machen, aber Bilder davon findet ihr auch zu Hauf bei Google. Die extrem symmetrischen, teilweise schon grotesken Formen der Möbel, machen das Haus an sich zwar sehr interessant zum Anschauen, aber darin leben möchte ich wohl nicht :D

Passen dazu ging's zum Abendessen in den Willow Tearoom, auch designed by Charles Rennie Mackintosh. Und da gab es dann wieder eine kulinarische Premiere für mich: mein erstes, richtig "posh" (=bonzig) aussehendes Haggis, Neeps and Tatties.

Also Haggis ist eine Art warme, extrem salzige, grobe Leberwurst aus Schafsinnereien etc., gegart in heißem Wasser in einem Schafsmagen. 'Neeps' ist das schottische Wort für 'turnips', also Steckrüben und 'tatties' das schottische Wort für 'potatoes', also Kartoffeln. Die werden traditionell beide als Püree zu Haggis gegessen. Ich fand es sehr lecker!

Daraufhin bin ich kurz zurück ins Hostel und dann bin ich gleich nochmal losgetigert in Richtung IMAX Kino! Ich dachte, wenn man schonmal die Chance hat ins IMAX zu gehen (größte Kinoleinwand in Schottland), sollte man sie nutzen, auch wenn da im Moment nur Ant-Man läuft (Außerdem finde ich es immer schlau in einem Hostel als letzte ins Bett zu gehen, weil dann nervt einen selbst wenigstens keiner mehr mit fürs Bett fertig machen etc. :D). Ja den Film fand ich echt etwas komisch, aber nicht langweilig, nur ist Ant-Man halt ein, sagen wir, sehr alternativer Superheld, mit der Fähigkeit mit Ameisen kommunizieren zu können.... Haha :D

Auf dem Weg dahin, bin ich über Glasgows neuste Brücke, den Clyde Arc gelaufen, mal wieder ein Höhepunkt der glasgower Architektur

Auch die neu gebauten Appartments sind äußersts schön, extra in einer Segelform gebaut um an den ehemaligen Schiffbau, der sich am Ufer des Flusses Clyde zugetragen hat zu erinnern.

Die Glanzseite Glasgows.... Sieht man auch am 'Armadillo' oder offiziell dem Clyde Auditorium und dem SSE Hydro Stadion:

Alles an sich sehr, sehr schön, aber den Schock mit dem Barras Market und der ganzen East-Side an sich konnte alle wundervolle Architektur und aller präsentierter Wohlstand nicht mehr besser machen!

An meinem letzten Tag habe ich mir das City Centre und die Buchananstreet angeschaut, eine Straße in der es gefühlt 1 Mio Geschäfte und 100 Einkaufszentren gibt. Einfach abgefahren. Shoppingbegeisterte, geht nach Glasgow, da könnt ihr eine Woche shoppen und habt noch nicht alle Geschäfte gesehen! Das vielleicht teuerste Kaufhaus dort ist das Princes Square.

Nur Designershops, ultra teure Restaurants und Delikatessen-Geschäfte, und alle Menschen darin super aufgetakelt und schick.

Dann bin ich so noch bisschen rumgelaufen, auch am Reiterdenkmal des Duke of Wellington vorbei, der eigentlich immer eine Pylone auf dem Haupt trägt. Ist irgendwie eine der viele lustigen Aktionen der Glasgower, bei der über Nacht immer wieder die Pylone auf dem Kopf platziert wird, die meistens am Tage dann von der Polizei nochmal entfernt wird und so weiter. Was für Rabauken 😉

Dann gab's noch Mittagessen in einem Pub, ein leckerer überbackener Enchilada:

Und dann war ich wirklich müde und froh, wieder mit dem Bus hoch in den so ruhigen, ländlichen Norden fahren zu können.

Fazit: Glasgow hat mir ganz gut gefallen, aber ich bin eher ein Edinburgh-Mensch denke ich. Die Unterschiede in Glasgow zwische den Vierteln und die vielen betrunkenen Menschen dort, haben mich einfach bisschen schockiert und wie gesagt, der Rest konnte da nicht mehr allzuviel rausreißen.

Das war's über meine 3 Tage in Glasgow! Über unsere Besucher aus Saudi Arabien schreibe ich vielleicht nächste Woche noch ein bisschen. Nächstes Wochenende wird's hier wieder laut: Rosy's Eltern und ihre Schwester inklusive Ehemann und Kiddies kommen zu Besuch. Bin mal gespannt ob ich mich doch noch entschließe mich Sonntags mit anderen Aupairs nach Inverness zu verkrümeln :D

Wünsche euch noch eine schöne Restwoche und OMG, Morgen ist schon wieder Freitag und d.h. es ist Zahltag und dann schon wieder WOCHENENDEEEEEEE!!! Nur noch bisschen mehr als 6 Wochen dann ist meine Zeit hier rum. Es ist wirklich einfach kaum zu fassen, wie schnell die Zeit doch vergeht...

Connie war übrigens gestern mal wieder soooo süß! Ich war mit Lindsay (der Dame, wo ich reite) inklusive Sohn David und Connie in einer Reptilienauffangstation vom schottischen Tierschutz, wo man alle Reptilien auch mal anfassen und halten durfte (hatte 'ne Schlange um den Hals und sie hat mir sogar einen kleinen Kuss mit ihrer Zunge auf die Backe gegeben *__*). Nebenan konnte man sich noch viele verschiedene Vögel und Kaninchen anschauen und danach waren wir noch zusammen einen Kaffee trinken. Jedenfalls ist sie dann bevor sie ins Bett musste zu mir gekommen und hat so ganz süß gesagt: "Thank you for the nice day!" Ich: "You're very welcome." Sie: "I love you." Ich: "I love you too!" Und dann eine ganz tolle Umarmung und ein Gute-Nacht-Kuss.
Achje, ich könnte jetzt manchmal schon weinen, wenn ich nur an den Abschied denke.
Hatte gestern dann auch voll den komischen Traum (oder vielleicht war's doch real, kp). Ich bin jedenfalls wachgeworden, weil ich gedacht hab ich hätte Connie "HELP MUMMYYYY!" schreien hören. Ich war mir beim wachwerden schon nicht sicher ob das wirklich passiert ist und habe danach auch nix mehr gehört, bin deswegen auch nicht aufgestanden, und auch Rosy hat heute morgen gemeint, dass nichts passiert wäre. Sie hat gesagt ich hätte einen Mutter-Traum gehabt... Joa, Connie ist mittlerweile schon so ein bisschen meine kleine Schwester/Kind...... Wir verbringen halt einfach so viel Zeit miteinander.. Das wird dann wohl für uns alle hart, wenn ich nochmal heim gehe.

So das war jetzt aber wirklich genug Gelaber. Wünsche euch ein schönes Wochenende und bis bald!

Eure Sabrina <3